Dienstag, 25. Dezember 2007

Weihnachten Weihnachten


westliches (blau) und östliches (rot) Anstehen


verpackte Massagesesselfernbedienung unter verpackter Lehne


weihnachtliches Abgehänge

Dieses Jahr ein bisschen seltsam, von wegen Stimmung und so... entweder es ist furchtbar warm oder es regnet und die Bule-Community ist ausgeflogen. Aber der einzige christliche Indonesier, den ich kenne, veranstaltet gleich ein unchristlich großes Fressen. Vielleicht wird es dann ja was mit Weihnachten.
Mit ihm (Romi) war ich dann gestern auch in der Kirche, die ihre zahlreich erschienenen wartenden Gläubigen mit einer sehr kitschigen Syntieversion von "Kommt lasset uns anbeten" entertainte bis die Messe anfing. 1 1/2 Stunden, die sich nicht wesentlich, aber in einigen Punkten doch von ihrem deutschen Pendant unterschieden - vor allem blinken meines Wissens die Krippen in deutschen Kirchen etwas weniger.
Jene Puppenkrippe bildete auch den Schauplatz des dramaturgischen -ja Kardinal Matzinger, ich weiß, nicht des liturgische- Höhepunkts der Feier: der unter sich dämmendem Licht vollzogenen Bettung der Jesuskindpuppe in seine Puppenhausschlafstatt. Als das Kind also finally unter den Augen seiner Mutter, seines Ziehvaters und einiger Tiere in seinem Futternapf lag, begann der auf der Krippe angebrachte Stern in bunten Farben wild zu blinken und der Chor irgendeinen schmetternden Weihnachtshit anzustimmen. Jener Chor wiederum trug kollektiv ebenfalls blinkenden Weinhnachtsmannmützen. Ähnlich passend wirkte auf mich der Spiritual "Jingle Bells", der mit seinen wenig nachdenklich zu stimmen vermögenden Zeilen über den Spaßfaktor einer Fahrt in einem Ein-PS-Cabrioschlitten nach der Kommunion zum besinnlichen persönlichen Gebet gebracht wurde, aufgrund der frenetischen Performance der singenden Weihnachtsmänner dennoch einen kleinen Zwischenapplaus zu ernten vermochte. Applaus gab es auch nach der Messe als allen Mitwirkenden einzeln gedankt wurde.
Eine gerührte Menge verließ schließlich diese indonesische Weihnachtsmesse und verursachte ein Chaos von hunderten eilig ausfahrender, wild drängelnder Motorräder und Autos, die von einer beachtlichen Menge goldener-Papptrompeten verkaufenden Kleinhändler umworben wurden. Bleibt zu sagen, dass bei der Kommunion jedenfalls nicht gedrängelt wurde, keine Handies losgingen, etwa zehnmal so viele Kommunionhelfer wie in Deutschland üblich außerdem für ein schnelles Abwickeln des liturgischen Höhepunkts (stimmt das jetzt Matzinger?) sorgten und der Chor toll gesungen hat. Die Gesangsleistung der Gemeinde war ebenfalls absolut beeindruckend und punktuell sogar Gänsehaut-tauglich. Indonesier können einfach gut singen...und tun das ja auch immer und überall. Auch der Sound, der wie schon mal erwähnt auf den meisten Großveranstaltungen gräuslich ist, war tiptop. Das fiel mir auch auf weil der Sound, der bei meiner letzten Weihnachtsmesse durch die 5 x 70 cm Speaker in ostwestfälische Hallen drang, so furchtbar war, dass ich seinerzeit während der ganzen 1 1/2 Stunden tatsächlich kein einziges Wort verstanden hatte.

Jaja der Herr Oxaldo zerbricht sich also in der Kirche nur den Kopf über Sound und Blinklichter... keine Ahnung, auf jeden Fall schlossen wir diesen Heiligen Abend mit einer Diskussion über Islam und Christentum in einer kleinen multireligiösen Runde bei ein paar unheiligen Bintang und Chips.

Heute, am ersten Weihnachtstag, gönnte ich mir eine Viertelstunde auf einem Miet-Massagesessel in der hiesigen Billigmall Saphir mit meiner Freundin und schoss nebenbei noch ein Beweisfoto für die Verpackungswut der Indonesier.

Ich wünsche euch allen erfreuliche Feiertage und ein glänzendes neues Jahr!


Sonntag, 23. Dezember 2007

Gestern in der Mall...




Für alle die auf die Schnelle noch ein Weihnachtsgeschenk suchen gibts in der führenden Buchhandelskette Indonesiens nun den zweiten Teil des deutschen Bestsellers ... eieieieiei ...

Auch sehr beliebt ist das Regal mit Büchern des Erfolgsliteraten
Ahmadinedschad zu der Frage, was man eigentlich vom Holocoust halten soll.

Montag, 17. Dezember 2007

Word up!




Da ich mir kürzlich für eine Million den alten Laptop eines Kumpels gekauft habe, habe ich jetzt das Privileg wieder Äs, Ös, Üs und ßs schreiben zu können, an das ich mich ebenso wieder gewöhnen muss, wie den Aufwand ein @ mit einem alt gr+q anstatt eines komfortablen shift + 2 einzutippen. Ist das eigentlich ein Hinweis darauf, dass die Amerikaner damals die Zeichen der aufkommenden Internetära früher erkannt haben? Wer weiß und Waine interessiert´s?

Ein weiteres Privileg ist jedenfalls, dass man mit einem Laptop in jedem selbsternannten Szene-Café Jogjas kostenlosen Internet-akses via W-lan hat, was ich zwar ein bisschen als Ungerechtigkeit empfinde- die sich tragbare Computer leisten könnende Oberschicht surft kostenlos und hochgeschwind im www während der kleine Mann in auf 2 Grad Celsius heruntergekühlten Internetcafés zehn Minuten auf das Öffnen der friendster Seite wartet, nur um seinem Kabinennachbarn elektronisch mitzuteilen, dass er ihn total gern hat und man auf jeden Fall mal wieder etwas zusammen unternehmen sollte und weitere 50 Minuten ein Bild von der letzten Unternehmung hochläd, um dann erschöpft am Tresen 3000 Rupiah auf dem Tisch zu knallen und dem entnervten und ebenfalls zahlenden Kabinennachbarn ein müdes Siaaang hinnuschelt - aber ja letztlendlich trotzdem nutze.

Naja, diese Web 2.0 -Kritik von mir ist natürlich lachhaft, wo ich doch ein aktiver Nutzer jenes Mediums bin und schon bald eine Anti-RL (Real Life) - Kampagne mit dem Titel „Komm von der Straße, echte Freundschaft gibt es nur im Web 2.0“ zu launchen plane.

Hmm und jetzt sitze ich jedenfalls livestylo-maeßig und mich selbst dafür verachtend in einem Café vor meinem Latop, trinke einen Americano und spiele den fortschrittlichen Hobby-Kollumnisten, der mit sich selbst über Internetlangweiligkeiten debattiert, gleich werde ich mir dann wohl die dritte Staffel „Sex in the City“ anschauen müssen, dann meinen personal Fitnesstrainer konsultieren, kurz kotzen und anschließend bei Kerzenlicht und Coldplay ein bisschen melancholisch werden, weil ich so tolle Menschen kenne, die alle superlieb und superwichtig sind und mich auch lieb haben, obwohl ich so ein toootaler Chaot bin… huää ich drifte ab.

Und in diesem Café sitzen außer mir denn auch noch mehr Laptopbesitzer, die aber zu einem nicht unbeträchtlichen Teil mehr Mumm als ich haben und sich das 3000 Rupiah teure Minerawasser kaufen, daran stundenlang und in wohldosierten Schlücken nippen, um bei dem Versuch, jede Seite des www´s wenigstens einmal gesehen zu haben, bits und bytes von Antenne zu Antenne durch das Parsleys-Café zu schießen. Währenddessen stelle ich mir einen Asiaburger, den erwähnten Americano und das 3000er Wasser rein, aus schlechtem Gewissen, es könne der Eindruck entstehen, ich sei nur wegen des kostenlosen Internets hier, was natürlich stimmt. Die Wassertrinkerfraktion scheint mit diesem Eindruck kein Problem zu haben, surft, surft und surft.

Doch dann kommt die Quittung: In unabsehbaren Abständen bricht nämlich die Lan-Verbindung zusammen und nach einigen Minuten sind alle Laptops zugeklappt und die Gesichter im Parsleys lang. Dann werden die Klappcomputer eingesteckt, Wasser wird in zunehmender Geschwindigkeit konsumiert und schließlich werden Tische frei. Ich glaube nicht, dass das Zufall ist… Das Parsleys-Management ist schlau und extrem erfolgreich, Wassertrinkende Internetschmarotzer werden auf diese Weise freundlich (?) aber bestimmt herausbefördert.

Doch das Management mag schlau sein, ich bin gerissen, öffnete Word, schrob diese Zeilen und siehe da, da ist sie wieder, die beliebte Internetverbindung des Parsleys, ready for upload, ready um auch mein neues Ziel, eine Weltreise durch das www, wieder ein Stück weiter zu komplettieren, nachdem mein letzter Wunsch den indischen Ozean mit Jojo und Fabbe in einem Katamaschwan zu überqueren schon in Erfüllung gegangen ist ... Ahoi!

Mittwoch, 5. Dezember 2007

Binsenweisheiten Teil 2

Da der letzte Post mit den Binsenweisheiten ein ziemlicher Erfolg war (7 Kommentare), ueberausfuehrlich geschilderte Trivialitaeten aus meinem Alltag (Expresseinkauf) weniger durchschlagen und lediglich einen einsamen Trommler dazu animiert haben, sich ueber das Leben auszukotzen, hab ich mich entschlossen, einen zweiten Teil zu posten. Ihr seht, ich bin nur eine Nutte, die sich fuer eure Kommentare verkauft.

Zunaechst drei Dinge aus meinem Bueroalltag: Mein Kollege Budi ist ein lustiger Vogel, unter der Glasplatte seines Schreibtischs liegen mehrere mehr oder weniger gelungene Fotomontagen, die ihn als amerikanischen Soldat mit schweren Waffen in der Hand vor amerikanischen Flaggen und schwerem Kriegsgeraet, Panzern und so, zeigen. Auf einem Bild hat er Kinderfotos von sich und seiner Frau vor einem gigantischen Helikopter arrangiert.

Ich habe festgestellt, dass Indonesier am Telefon ganz selten eine Verabschiedungsfloskel von sich geben. Wenn man neben einem Telefonierenden sitzt, hat man nicht selten das Gefuehl, dass ein Telefonat einfach wilkuerlich irgendwann beendet wird, aber ohne Zorn, aufklatschen des Hoerers oder so- einfach mittendrin-Plock aufgelegt-rein intuitiv.


Hin und wieder verschlaegt mich meine Arbeit auf Meetings, wo sich in teuren Hotels NGO’s gegenseitig ihre Projekte vorstellen, lecker essen usw. oder irgendwelche Lokalpolitiker sprechen. Ich hatte ja schon einmal erwaehnt, dass bei diesen Treffen gerne oeffentlich telefoniert wird. Erheiternd waere es vielleicht auch zu erwaehnen, dass ein Teil des Publikums gerne mal ein Nickerchen oder sich ohne die die Stimme zu senken mit seinen Nachbarn unterhaelt. Heute wollte ich aber eigentlich nur erzaehlen, dass ich schon mehrmals mitbekommen habe, dass zwischen den Saetzen darauf verwiesen wird, wer am best-aussehendsten unter den Anwesenden ist-etwa so: “Wie der junge Mann, der in dieser Runde am bestaussehndsten ist, gerade erzaehlt hat, ..blablabla..”. Ich habe diesen Titel uebrigens leider noch nicht einstecken koennen.
Ueberhaupt finde ich es interessant, wie staendig auf das Aeussere eines Menschen Bezug genommen wird. Nicht selten (auch als Frau) hoert man ganz unverholen und teilweise durchaus freundlich gemeint, dass man fett ist und ich werde von fremden Leuten staendig mit ”Botak” also ”Glatzkopf” angeredet. Die Sache mit dem Dicksein bei Maedels hat hier schon zu Traenen gefuehrt und eine Bekannte von mir, die keinesfalls dick, aber nicht total spindelduerr ist, wird von allen ihren Freundinnen nur ”Kentang”, also ”Kartoffel” genannt, was sie nicht im Geringsten zu stoeren scheint.

Indonesier lassen ueberall die Schutzfolie dran. Handies, Autositze, Sonnenblenden, Matratzen, Knaeufe (was issen der Plural von Knauf??) an Schraenkchen, Schreibtischstuehle, Boxen, undundund… ueberall behaelt man das schuetzende Plastik vom Werk, dass das Objekt vor Kratzern und anderen zerstoererischen Krallen der Natur bewahrt. Monate- vielleicht Jahrelang benutzt man also ein Handy, auf dessen Display ein abblaetternder, Blasen werfender und matter Plastikfilm klebt, sich an den Seiten loest und in einem Menschen wie mir nur das unstillbare Verlangen des ABKNIBBELNS und Abreissens hervorquillen laesst. Aber Schutz geht vor.
Einmal habe ich auch an der Ampel neben mir ein Auto bemerkt, das noch einen Aufkleber mit irgendeiner Seriennummer und Destination Jakarta aus dem Jahre 2002 auf der Scheibe kleben hatte.
An einer Ampel wartend habe ich einst auch eine andere verwirrende Beobachtung gemacht. Da stand naemlich ein Tankwagen (Benzin) und schwubdiewubb kommen zwei Jungs von der Strassenseite mit einem Eimer und fuellen sich in aller Seelenruhe gut fuenf Liter der im Preis momentan rapide steigenden Fluessigkeit ab. Der Fahrer schaut sich das Spektakel regungslos im Rueckspiegel an und laesst die Jungs machen.


In dem islamisch gepraegten Land wird man nicht selten gefragt, ob man schonmal Schwein gegessen haette. Wenn man das bejaht, ist die naechste Frage fuer gewoehnlich, ob man auch Hund essen wuerde, das gehoert irgendwie untrennbar zusammen.

Ein seltsamer Trend herrscht hier unter jungen Frauen- riesengrosse Portemonnaieses (und um Gottes Wilen was ist den der Plural von Portemonnaie???). Da auch hier enge Hosen getragen werden, schauen diese etwa 30x10 cm messenden Geldboersen meistens zu ca. 80% aus der Hinterntasche und rufen selbst einem ehrlichen Menschen wie mir ein ”Klau mich” regelrecht entgegen. Manchmal moechte man an die Damen herantreten und sie davor warnen, dass Ihre Brieftasche jeden Moment auf den Boden fallen wird, aber nachdem ich so viele Maedels mit diesen ueberdimensionalen Patten gesehen habe, hat sich die Vermutung zu einem Verdacht erhaertet, dass es sich um einem handfesten Style handelt. Wenn man Tipps zur Beseitigung von durch Styles hervorgerufenen Unbequemlichkeiten gibt, braucht man fuer den Spott nicht zu sorgen. Es wuerde wahrscheinlich klingen wie ”Schneid Dir mal die Haare”, ”zieh Dir mal die Hose hoch” oder ”Bind Dir mal die Schuhe zu”.
Vielleicht ist diese Fahrlaessigkeit im Schutz der eigenen Wertsachen eine Trotzreaktion auf die hiesige Travellercommunity, die weder in einer Bar oder an einem weitlaeufigen Strand auf ihre Jack Wolfskin- Unterhoseneinsteck Geldverstecke verzichtet. In selbigen befinden sich neben etwas Bargeld einige Travellercheques und der Reisepass und aus Sicherheit werden sie wahrscheinlich selbst (oder gerade!) beim Sex nicht abgelegt. Kauft man sich nun bespielsweise ein Nasi Goreng, dreht man sich einfach um, oeffnet seinen Jack Wolfskin Ueberlebensguertel, dann die Knoepfe der Jack Wolfskin Kargohose, die neben einem Taschenmesser, einem Moskitonetz, einem Notzelt, einer Kochausruestung, einem Paeckchen Instantrotwein, einem Kompas, einer Flasche Wasser und etwas Instantnahrung noch etwa 300 weiteren fuer das alltaegliche Leben in Indonesien unverzichtbaren Gegenstaenden durch formangepasste Taschen Platz bieten, greift sich noch unter die schweissaktive Jack Wolfskin Unterhose und entnimmt dem Jack Wolfskin-unter-Unterhosen super Security Geldkontainer die Viertausend Rupiah, um sie dem mittlerweile eingeschlafenem Garkuechenbesitzer mit einem freundlichen Terima kasih zu ueberreichen, aber nicht ohne in einem etwas ermahnenderen Ton noch darauf zu verweisen, dass seine Preise 500 Rupiah ueber den im Lonely Planet angegebenen liegen, man diesen kleinen Betrug aber aus Respekt vor dem javanischen Harmoniebeduerfnis, von dem man ebenfalls im Lonely Planet gelesen hat, aber nicht weiter problematisieren will. Und ausserdem ist man ja im Urlaub.
Ok so weit fuer heute,
Keep it real, Bob