Samstag, 26. Juli 2008

Op Kölsch

Köln im Sommer ist schon ne Charmebombe. Da lässt sich jemand im Angesicht des Doms vor der untergehenden Sonne dazu hinreißen, lautstark seine Liebe zur Stadt herauszuschreien und auch wenn ich westfälisches Gemüt eine solche Äußerung leicht peinlich berührt vernehme und niemals aus der Kehle kriegen würde, merke ich auch, dass die Stadt wie umgekrempelt wirkt und jeder verkackte Biertrinker in den Cafés so beschissen nett grinst und der kürzeste Aufenthalt in der gemütlichsten Wohnung wie fieser Freiheitsentzug wirkt.
Sonst setzt man sich in die Bahn, angekotzt von jedem, der sich irgendwie auffällig benimmt und schaut sich nicht an. Eigentlich hat man jeden um einen herum wahrgenommen, aber durch die diffizil erlernte Kulturtechnik den Blick abzuwenden, wenn die angeschaute Person einen sieht, kreuzen sich niemlas zwei Blicke und jeder fühlt sich unbeobachtet, popelt, liest Zeitung, hackt auf seinem Handy rum. Seinen Nachbarn auf den kleinen Sitzen in der Bahn wird man seltenst berühren, die Kopfhörer vermeiden akustische Übertritte zwischen den Fahrenden.
Ist WM, EM, Karneval oder eben ein heißer Sommertag wird diese Regel in der ganzen Stadt konzertiert außer Kraft gesetzt und alle kommunizieren miteinander. Die Fenster runter, das verbotene Bier in der Bahn wird einfach getrunken und auf Sprüche wird von allen mit irgendeiner Schlagfertigkeit reagiert, am Ende grinsen alle. Im Auto die Fenster runter und die Hand auf die Hupe und endlich sind alle Nachbarn und mögen sich - We are family-yeah! Eine Kölschbude an einem x-beliebigen Punkt der Innenstadt wird zur Goldgrube, die Kölner diskutiere, lamentiere und fiere, prosten sich zu und besaufen sich auf der Straße, alle grillen und grinsen, sitzen am Rhein oder an irgendeinem anderen grünen Fleck, und sei er an einem überdimensionalen, charmelosen, quadratischen, umgekippten Tümpel.
An dem Tag schüttet sich dem Kölner der Endorphinvorrat aus, den er sich in den 364 anderen Tagen des Jahres erarbeitet und angespart hat. Das hat nen anderes Gewicht als ein Sonnentag zwischen 364 Sonnentagen in Jogja...blabla oh Gott was red ich, da, lassen wir lieber würdevollere Kölner zu Wort kommen: