Samstag, 14. Juni 2008

Mr. Oxaldo auf dem Trockenen

Mittlerweile im dritten Monat ohne Internet, könnte ich versuchen das Ganze als soziologisches Projekt verkaufen. Anpassungsstrategien des studierenden Nordhemisphärenbewohners bei Einschränkung des Informationszugangs... oder eine Hetzkampagne gegen Arcor starten, denen ich neben regelmäßigen, angenehmen Adrenalinausstößen bei den pro-Minute-Ein-Euro-teuren Telefonaten, die nur aufgrund der Dreistigkeit des genannten Unternehmens geführt werden müssen, auch möglicherweise langfristig Bluthochdruck verdanke, da dies alles mein geduldsames Gemüt doch in Rage zu versetzen vermag.
Dieser Mangel an Verfügbarkeit von Daten in den eigenen vier Wänden verschlägt mich immer öfter in die Unibibliothek, wo ich dann nicht selten zehn Minuten auf einen der begehrten Internetplätze warte, weil die eifrigen Kommilitonen genüsslich ein paar Runden Onlinepoker spielen oder auf den ersten Blick sexuell interessanten Besuchern des eigenen Studivz-Profils nachspionieren, und versuche dabei mich mit der Lektüre der einzig ausliegenden Zeitung "Wirtschaftswoche" zu entertainen, was mäßig erfolgreich ist, weil ich nix versteh!
Oder ich investiere 50 Cent für einen halbstündigen Besuch im gegenüberliegenden Internetcafé. Während Internetcafés in Jogjakarta eher so eine Art Place-to-be für die studentische Mittelschicht waren, findet man sich im Ehrenfelder Pendant inmitten des oft heimlich Bier trinkenden Prekariats wieder. Dies regt sich gerne lautstark auf - über alle Anwesenden("hier sind doch alle bescheuert, ihr seid doch alle bescheuert!") oder auch über die arabisch-klingenden User, die unbeschreiblich laut skypen oder diese schrecklichen Teenager mit dieser bekackten Angewohnheit fiese Musik über den Lautsprecher ihres Scheißhandys zu spielen, was ich ja schon lange anprangere und weshalb ich fordere diese Lautsprecher zu verbieten, pah! Um nicht als Student aufzufallen (damit würde ich sicher viel des in diesem Raum aggregierten Hasses auf mich ziehen), drücke ich meine Zugehörigkeit dadurch aus, dass ich mittlerweile auch mal in Jogginghose im Internett Call Shop einkehre. Das mag schon fast heimelich klingen, ist aber immernoch kein Vergleich zum Luxus, den man zu Hause hat, wenn man in Unterhose (oder ohne!) das Internet betreten kann.
Kurzum, Arcor beraubt mich nicht nur meiner Gesundheit, Zeit und Internetgebühren, sondern verhindert auch ein standesgemäßes (Studenten surfen in Unterhosen) Internetgefühl - Verbrecher!

Aber mal ganz was anderes, ich habe einen Link von einem alten Jogja-Mitbewohner bekommen, wo dieser seine Fotos präsentiert und da der das gelernt hat, sind das auch ganz schön amtliche Dinger...sag ich allerdings ohne jeden Sachverstand, rein auf meinem Jeföhl basierend.
Neben irgendwelchen Urlaubsbildern sind auf jeden Fall ne Menge Bilder der Stadt und ein Ordner mit Fotos von den Interviews, die Kollege Roman Romance und ich für unsere Doku geführt haben, an der in Ehrenfelder Kammern immernoch unermüdlich geschraubt und geschnitzt wird, bis dieses gewaltige Ding irgendwann in die Atmosphäre gefeuert werden kann... Blubb... das dauuuuuuert!
Also hier der link
Reingehauen!