Freitag, 29. Juni 2007

Scheisse, Musik, Geld und Fotos

Je mehr Zeit ich hier verbringe, desto schwieriger wird es, diese Berichte zu schreiben, denn desto normaler wird alles. Vieles, was ich anfangs als Kuriosität empfunden hätte, fällt mir schätzungsweise jetzt gar nicht mehr auf, vielleicht passiert einfach auch nichts Kurioses mehr, wie soll ich das wissen???
Was an mehr oder weniger spannenden Dingen passiert ist, ist schnell erzählt: ich habe das ganze letzte Wochenende mit dröhnenden Kopfschmerzen und Scheißerei im Bett gelegen, bin Montag aufs Wohnzimmersofa umgezogen und habe eine beachtliche Anzahl von Futurama- und Simpsonsfolgen gesehen und als ich damit durch war, die Hälfte davon noch mal mit Audiokommentar von Matt Groening und irgendwelchen Drehbuchautoren sowie Synchronsprechern angeschaut, was insgesamt eher langweilig war.
Seit Mittwoch bin ich wieder einigermaßen fit und besuchte zwei Konzerte: Mittwoch ein Fusionprogrockjazzgammelanethnogetrommelkonzert mit zwei Bands, die tatsächlich all diese Musikstile vereint haben, zwischendurch sogar bayrische oder österreichische Volksmusik zum besten gegeben haben, was mich zu mindestens drei Schuhplattlern animiert hat.
Donnerstag hab ich drei Pop/Rockbands gesehen, die hier offenbar schwer angesagt sind und deshalb in Jogjas Stadion performed haben. Wegen schlechten Wetters wars aber nicht allzu voll.
Die erste Kapelle kannte ich nicht und die waren auch lahm, aber die zweite Band war nen Knüller! Evo heißen die und haben eine etwas björkeske Sängerin gemischt mit progrockiger Musik, teils auf Indonesisch, teils auf Englisch. Da die Betreiber des Internetcafés, in dem ich normalerweise verkehre, diese Band rauf- und runterdudeln, kannte ich denn auch fast jeden Song und war total begeistert. Der obligatorische Anteil an Herzschmerzschnulzen, den eine indonesische Band meines Verdachtes nach vertraglich geregelt auf jedem Konzert raushauen muss, fehlte selbstverständlich auch bei Evo nicht, aber alles in allem überzeugt von der gestrigen Show verkünde ich hiermit nach Dojihatori den zweiten Musiktip aus Indonesien namens EVO.

Die dritte Band war wohl so was wie der Mainact: Andra and the Backbone-konventioneller Schleimrock…laaaaaaangweilig!
Bei beiden Konzerten war der Sound katastrophal, der Gesang chronisch zu laut, ebenso wie die LEAD-Gitarre-in ihrer privilegierten Rolle seit den 90ern in den USA und Europa fast ausgestorben fristet die LEAD-Gitarre in Indonesien immer noch ein stolzes und respektiertes Dasein, was in der Regel mit der entsprechenden Anzahl an Dezibel vom Dream-Theater-T-Shirt-tragenden Mischer gewürdigt wird und von nicht absolut gitarrenfixierten Zuhörern, zu denen ich mich eindeutig zähle, als sehr überbewertet sowie anstrengend mitunter auch als lächerlich empfunden wird. So, genug musikpolizeiliche Protokolle! Ich bin ja keinen Deut besser als diese ganzen LEAD Gitarristen und ihre Juenger-
Wie fast jedes jugendkulturelle Event wurde auch dieses Konzert von einem der hiesigen Nelkenzigarettenkonzerne gesponsert und so bekam man für seine umgerechnet nicht mal 70 Cent Eintritt gleich auch noch ein Päckchen Mentholnelkenzigaretten geschenkt. Ein Hoch auf die Zigarettenindustrie, die so viele Menschen glücklich macht! Trotz all dieses Glücks hielten es auch die rund 400-500 Zuschauer gestern im Kridosono Stadion in Jogja nicht für nötig nach einem Lied oder einer kompletten Show einer Band zu klatschen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass statt Bier nur Wasser ausgeschenkt wird oder alle zu schüchtern sind, aber nach jedem Lied herrschte peinliche Stille und das ist irgendwie immer so hier. Vielleicht ist Klatschen ja ein westliches Ding, was den zurückhaltenden Indonesiern nicht so recht in den Kram passt…aber wie immer ist Vorsicht bei vorschnellen kulturellen Beobachtungen geboten, vielleicht waren die Zuschauer auf jedem bisher von mir besuchten Konzert einfach enttäuscht, was mich angesichts des beschissenen Sounds nicht mal wundern würde.
Eine weitere Erfreulichkeit ist die langersehnte Ankunft meines Bafögs. Natürlich ist nicht alles richtig und es fehlt noch eine nicht unerhebliche Summe…aber wenigstens haben es diese gestressten Menschen in Hannover geschafft, mich wieder schwarze Zahlen schreiben zu lassen und das gefällt! Das hab ich gleich zum Anlass genommen, mal einen Stapel Filme entwickeln zu lassen und hab sie auf CD ziehen lassen. Dies sind also die ersten von mir selbst geschossenen Fotos auf meinem Blog (bis auf die Dojihatorifotos natuerlich), zugegebenermaßen nicht ganz super-hot-aktuell, aber nichtsdestoweniger wonderful oder?


Das war seinerzeit aufm Bromo. Cowboys, rauchende Vukane und mein Tagesausflug zum Mond.

Das sind noch ein paar Fotos von Kalimantan.

Und hier noch Bilder von meinem Debut bei Dojihatori im Liquid:


Freitag, 22. Juni 2007

Etwas schreibfaul...

...meld ich mich mal wieder um einen schnoeden link rauszuschmeissen???? Nein! Zig Fotos von meinem Kalimantan Trip mit Franzi und ihr Abenteuer-Bericht von der waghalsigen Besteigung des Bukit Kelam, dem, wie mir nach der Lektuere von selbigen scheint, wahrscheinlich gefaehrlichsten Berg der Welt, und noch so'n kunterbuntes Zeugs von der letzten Party bei uns u.a. findet ihr auf Franzis Blog.



Und dieser kleine Diebstahl von Dateneigentum der Bloginhaberin ist ein Beispiel fuer meine Mission, auf so vielen, der mir aufgezwungenen Gruppenfotos, wie moeglich die erstklassige Pose zu performen, die seinerzeit die ganzen kleinen Filipinos auf den ganzen Gruppenfotos, die ich von ihnen gemacht habe, erfunden oder zumindest gepraegt haben...es muss mittlerweile weltweit eine mindestens zweistellige Zahl von Fotos geben, auf denen der seltsame glatzkoepfige Bule die Pistole macht.

Donnerstag, 14. Juni 2007

I had a dream

Joooa, laeuft alles so vor sich hin hier. Hab jetzt schon zweimal getraeumt, dass ich irgendwie voellig ueberstuerzt nach Hause geflogen waere um dann dort festzustellen, dass ich ja noch viel laenger haette bleiben koennen und dann tottraurig versucht hab mir wieder einen Flug hierher zu buchen...ist das nun ein gutes Zeichen-bin gespannt auf hobby-freud'sche Kommentare.
Zu meiner grossen Freude habe ich auch wieder Uni. Die haben jetzt fuer zwei Koreanerinnen, die das gleiche Stipendium wie ich haben, und mich einen Stundenplan aus dem Boden gestampft und so sitze ich nun jeden Tag mit den beiden freundlichen Asiatinnen und einem/r Lehrer/in in einem Klassenraum und lerne Indonesisch- die beiden anderen koennen auch nur ganz schlecht Englisch, deswegen unterhalten wir uns auch nur auf Indonesisch- bueno, oder besser
gesagt: bagus sekali!
Somit hat sich mein Praktikumsplan auch erstmal wieder in Luft aufgeloest und das passt mir gerade ganz gut in den Kram. Alles in allem ist gerade ne entspannte Zeit, ich geniess es, stoeren tut mich gerade lediglich die sich zuspitzende Finanzkanppheit, wegen den Bafoegschnarchnasen, die immer noch nix haben springen lassen und die doofen Imigrasi-Menschen, die mir nach zwei Monaten, in denen sie meinen Pass hatten, ein falsches Visum gegeben haben, naemlic einen Monat zu wenig :(-mannmannmann
Trotzdem alles in allem schoen santai (entspannt) gruesst Bob aus der Sultanstadt Jogja.

Dienstag, 5. Juni 2007









Hab mich am Abend der Party spontan dazu entschlossen, mit meinem Kollegen Romi, mit dem ich schon auf dem Bromo war, zu seiner Familie nach Kalimantan, also dem indonesischen Teil von Borneo, zu reisen. Vor einer Woche am Montag hab ich mich also ins Flugzeug gesetzt und bin ruebergeduest.1 1/2 Stunden angenehmer Flug und 10 Stunden holprige Busreise, dann waren wir bei seiner Family. Ehrlich gesagt etwas widererwartend wohnte diese in einem schicken Haeusschen, hatte ich doch eine Bambushuette oder sowas im Jungel erwartet. Und vom Jungel war auch nicht allzu viel zu sehen. Am drastischsten wurde mir das klar, als wir am zweiten Tag eine Bergsteigertour machten und von oben auf den loechrigen Regenwald blicken konnten, der seine gerodeten Flaechen nach Aussage von Romi hauptsaechlich illegaler Abholzung verdankte und wirklich klaeglich aussah.
Orang Utangs-DAS Markenzeichen Borneos habe ich in einem vielleicht vier qm3 grossen Kaefig sehen duerfen...irgendwie war das alles sehr anders, als ich mir meinen Trip in die Pampa von Borneo vorgestellt hatte. Wie gesagt haben wir an einem Tag einen gigantischen Felsen bestiegen, was ungeheuer anstrengend war in der sengenden Hitze und zwischendurch durchaus einen gewissen Thrill hatte- zig-meter hohe Leitern, an sich lockernden Schrauben befestigt (keine Uebertreibung!), matschige Wege, die man teilweise meterweit hochgekraxelt bzw. runtergerutscht ist... Franzi, die die ersten paar Tage mit in Kalimantan war, meinte, dass sie noch nie etwas so gefaehrliches gemacht und Todesaengste durchlitten haette-ich hatte zwar zwischendurch auch Schiss, war aber eher konditionmaessig ueberfordert und hatte vier Tage lang ganz schlimmen Muskelkater-aber stolz bin ich trotzdem, den angeblich groessten Felsen der Welt erklommen zu haben, der Endorphinausstoss als ich endlich wieder unten war, war schon einige Strapazen wert. Ansonsten hab ich waehrend meiner Zeit in Sintang, Kalimantan einen klitzekleinen Einblick in das "Constructer-Business" erhalten, in dem der aeltere Bruder Romis arbeitet. Kleine Szene: Wir essen in einem Restaurant, der Vize-Bupati, also Regional-Vorstand kommt mit ein paar Kollegen rein, erkundigt sich ueber mich- der natuerlich immer und ueberall auffaellt wie ein Ausserirdischer- und speist, der aeltere Bruder zahlt das Essen fuer den Regionalvizevorsteher und seine Bagage, nachdem ihm dieser das ERLAUBT hat... und vielleicht legt der Politiker ja naechstes mal, wenn eine Strasse gebaut wird ein gutes Wort fuer Romis Bruder ein...Ein anderes mal sass ich ebenfalls mit R.'s Bruder in einem Cafe, wo wohl regelmaessig nur Constructer abhaengen. Erst kriegt dieser von irgendeinem einen Briefumschlag, dem er eine nicht unerhebliche Menge Geld entnimmt (wie ich spaeter erfahre, ein kleines Dankeschoen, dass er jemanden unterstuetzt hat, ein Projekt zu kriegen) als ploetzlich ein paar Meter weiter ein Gerangel entsteht und Faustschlaege ausgetauscht werden, auch wegen eines Projektes, dass einer dem anderen weggeschnappt hat. Son Zeugs halt.
Ausserdem habe ich eine Wahlkampfveranstaltung besucht, bei der zwei Motorraeder verlost wurden. Zwei lustige Szenen: 1. Als der erste Gewinner drei Minuten nachdem er in dem Fussballstadion aufgerufen wurde, nicht erscheint, beschliesst der fuer sich selbst werbende Gouvaneurskandidat IM NAMEN DES VOLKES, das sowieso die ganze Zeit nur johlt und der anzueglich tanzenden indonesischen Saengerin Dewi auf ihren immerzu Shakira-maessig zitternden Arsch schaut, dass ein neuer Gewinner gezogen wird... 2. Als das zweite Motorrad verlost ist, lehrt sich das Stadion innerhalb von Minuten. Ach ja, musste schon einige Male grinsen, schon allein weil der Politiker so eine Kruemelmonsterstimme hatte und ausser den utopischen Versprechungen, kostenlose Schulbildung und Gesundheitsversorgung nichts vorzubringen hatte, waehrend Dewi immerzu verkuendete, dass sie Ozzo-wie der Kandidat kurz genannt wurde-liebe und in jeder zweiten Zeile ihrer Kompositionen die Schlagwoerter freie Bildung und Gesundheit unterbrachte. Ansonsten sind wir viel durch die Gegend gegondelt und ich hab mir einfach so das Leben in der Kleinstadt angeschaut, bin von noch irgendnem Politiker abends eingeladen worden, hab nen Bier getrunken und ueber Deutschland erzaehlt. Ist schon erstaunlich, wie die hier auf Deutschland abfahren. Autos, Fussball, Reichtum-darauf stehen hier total! Einige sind auch begeistert von Hitler, starker Fuehrer und so, wissen aber normalerweise auch absolut nicht, was der so gemacht hat. Das ist verstoerend, aber ich reg mich nicht mehr so arg auf wenn ich scherzhaft an den Fuehrer adressierte Sms bekomme o.ae. Die Leute haben schlichtweg keine Ahnung und sind selbstverstaendlich nicht so sensibilisiert wie unsereinst.
Wenn ich Borneos Jungelseite haette kennenlernen wollen, haette ich noch mal einen Zehnstunden-Trip hinlegen muessen, vielleicht ein anderes mal, ich bin wieder in Jogja und muss mich endlich mal um mein Praktikum kuemmern.
Die Fotos sind eine Sammlung aus den letzten Wochen- Supertrooperreisegruppenfoto am Borobudur/ Ich, bei der Vorbereitung auf meinen Auftritt mit Dojihatori in unserem Wohnzimmer/Romi und ich beim Haeuserumwerfen/Romi, Christa und ich am Bromo
Weils so aetzend lange dauert die Dinger hochzuladen,belass ich's mal bei dieser schmalen Auswahl von zusammengeschnorrten Bildern. Wie immer um Kommentare bittend verabschiedet sich der letzte Analogfotograph Bob