Dienstag, 5. Juni 2007









Hab mich am Abend der Party spontan dazu entschlossen, mit meinem Kollegen Romi, mit dem ich schon auf dem Bromo war, zu seiner Familie nach Kalimantan, also dem indonesischen Teil von Borneo, zu reisen. Vor einer Woche am Montag hab ich mich also ins Flugzeug gesetzt und bin ruebergeduest.1 1/2 Stunden angenehmer Flug und 10 Stunden holprige Busreise, dann waren wir bei seiner Family. Ehrlich gesagt etwas widererwartend wohnte diese in einem schicken Haeusschen, hatte ich doch eine Bambushuette oder sowas im Jungel erwartet. Und vom Jungel war auch nicht allzu viel zu sehen. Am drastischsten wurde mir das klar, als wir am zweiten Tag eine Bergsteigertour machten und von oben auf den loechrigen Regenwald blicken konnten, der seine gerodeten Flaechen nach Aussage von Romi hauptsaechlich illegaler Abholzung verdankte und wirklich klaeglich aussah.
Orang Utangs-DAS Markenzeichen Borneos habe ich in einem vielleicht vier qm3 grossen Kaefig sehen duerfen...irgendwie war das alles sehr anders, als ich mir meinen Trip in die Pampa von Borneo vorgestellt hatte. Wie gesagt haben wir an einem Tag einen gigantischen Felsen bestiegen, was ungeheuer anstrengend war in der sengenden Hitze und zwischendurch durchaus einen gewissen Thrill hatte- zig-meter hohe Leitern, an sich lockernden Schrauben befestigt (keine Uebertreibung!), matschige Wege, die man teilweise meterweit hochgekraxelt bzw. runtergerutscht ist... Franzi, die die ersten paar Tage mit in Kalimantan war, meinte, dass sie noch nie etwas so gefaehrliches gemacht und Todesaengste durchlitten haette-ich hatte zwar zwischendurch auch Schiss, war aber eher konditionmaessig ueberfordert und hatte vier Tage lang ganz schlimmen Muskelkater-aber stolz bin ich trotzdem, den angeblich groessten Felsen der Welt erklommen zu haben, der Endorphinausstoss als ich endlich wieder unten war, war schon einige Strapazen wert. Ansonsten hab ich waehrend meiner Zeit in Sintang, Kalimantan einen klitzekleinen Einblick in das "Constructer-Business" erhalten, in dem der aeltere Bruder Romis arbeitet. Kleine Szene: Wir essen in einem Restaurant, der Vize-Bupati, also Regional-Vorstand kommt mit ein paar Kollegen rein, erkundigt sich ueber mich- der natuerlich immer und ueberall auffaellt wie ein Ausserirdischer- und speist, der aeltere Bruder zahlt das Essen fuer den Regionalvizevorsteher und seine Bagage, nachdem ihm dieser das ERLAUBT hat... und vielleicht legt der Politiker ja naechstes mal, wenn eine Strasse gebaut wird ein gutes Wort fuer Romis Bruder ein...Ein anderes mal sass ich ebenfalls mit R.'s Bruder in einem Cafe, wo wohl regelmaessig nur Constructer abhaengen. Erst kriegt dieser von irgendeinem einen Briefumschlag, dem er eine nicht unerhebliche Menge Geld entnimmt (wie ich spaeter erfahre, ein kleines Dankeschoen, dass er jemanden unterstuetzt hat, ein Projekt zu kriegen) als ploetzlich ein paar Meter weiter ein Gerangel entsteht und Faustschlaege ausgetauscht werden, auch wegen eines Projektes, dass einer dem anderen weggeschnappt hat. Son Zeugs halt.
Ausserdem habe ich eine Wahlkampfveranstaltung besucht, bei der zwei Motorraeder verlost wurden. Zwei lustige Szenen: 1. Als der erste Gewinner drei Minuten nachdem er in dem Fussballstadion aufgerufen wurde, nicht erscheint, beschliesst der fuer sich selbst werbende Gouvaneurskandidat IM NAMEN DES VOLKES, das sowieso die ganze Zeit nur johlt und der anzueglich tanzenden indonesischen Saengerin Dewi auf ihren immerzu Shakira-maessig zitternden Arsch schaut, dass ein neuer Gewinner gezogen wird... 2. Als das zweite Motorrad verlost ist, lehrt sich das Stadion innerhalb von Minuten. Ach ja, musste schon einige Male grinsen, schon allein weil der Politiker so eine Kruemelmonsterstimme hatte und ausser den utopischen Versprechungen, kostenlose Schulbildung und Gesundheitsversorgung nichts vorzubringen hatte, waehrend Dewi immerzu verkuendete, dass sie Ozzo-wie der Kandidat kurz genannt wurde-liebe und in jeder zweiten Zeile ihrer Kompositionen die Schlagwoerter freie Bildung und Gesundheit unterbrachte. Ansonsten sind wir viel durch die Gegend gegondelt und ich hab mir einfach so das Leben in der Kleinstadt angeschaut, bin von noch irgendnem Politiker abends eingeladen worden, hab nen Bier getrunken und ueber Deutschland erzaehlt. Ist schon erstaunlich, wie die hier auf Deutschland abfahren. Autos, Fussball, Reichtum-darauf stehen hier total! Einige sind auch begeistert von Hitler, starker Fuehrer und so, wissen aber normalerweise auch absolut nicht, was der so gemacht hat. Das ist verstoerend, aber ich reg mich nicht mehr so arg auf wenn ich scherzhaft an den Fuehrer adressierte Sms bekomme o.ae. Die Leute haben schlichtweg keine Ahnung und sind selbstverstaendlich nicht so sensibilisiert wie unsereinst.
Wenn ich Borneos Jungelseite haette kennenlernen wollen, haette ich noch mal einen Zehnstunden-Trip hinlegen muessen, vielleicht ein anderes mal, ich bin wieder in Jogja und muss mich endlich mal um mein Praktikum kuemmern.
Die Fotos sind eine Sammlung aus den letzten Wochen- Supertrooperreisegruppenfoto am Borobudur/ Ich, bei der Vorbereitung auf meinen Auftritt mit Dojihatori in unserem Wohnzimmer/Romi und ich beim Haeuserumwerfen/Romi, Christa und ich am Bromo
Weils so aetzend lange dauert die Dinger hochzuladen,belass ich's mal bei dieser schmalen Auswahl von zusammengeschnorrten Bildern. Wie immer um Kommentare bittend verabschiedet sich der letzte Analogfotograph Bob


2 Kommentare:

relax in the unshine hat gesagt…

Hehe. Dekonstruktionstourismus. Lass die schiefe Hütte stehen Junge, aber echt jetzt. Recht interessant was bei dir so abgeht. Hau mal mit dem Praktikum rein und dann bis die Tage.

Anonym hat gesagt…

Mensch Bob du in Indonesien,
Da werde ich direkt wieder neidisch. War zwar auch gearade ne ganze Zeit fürn Praktikum in Spanien aber könnte schon wieder weg. Ja und Indonesien steht auch noch auf meiner Liste.

LG Norman