Dienstag, 15. Januar 2008

Von Menschen- und Boulevardpresse und jeder Menge Cinta

Letztes Wochenende hab ich wieder den Fehler begangen, eine Massenveranstaltung in Indonesien zu besuchen.
Die Supergroup Gigi (Zahn) gab sich die Ehre, das Kridosonostadion Jogja zu bespielen und so begab ich mich dorthin, um mal wieder die Indorockszene zu cheggen. Ich war ja schonmal dort, um diesen Schleimrocker Andra mit seinen schmierigen Backbones zu sehen, aber das hier war schon nen anderes Klaliber.



Also das Bild ist nen bisschen verschwommen, aber es zeigt so nen Handymasten VOR dem Stadion und davor standen nochmal nen paar tausend Leute. Irgendwann fing irgendeiner an mit nem Flipflop zu werfen und RubbeldieKatz flogen hunderte von Flipflops durch die Gegend. Zu diesem Zeitpunkt stand ich schon in so dichtem Gedränge, dass jeder Fluchtversuch zwecklos gewesen wäre und ich einzig den Bewegungen der Menschenmassen um mich herum ausgeliefert war. Das Wurfgeschossarsenal wurde irgendwann um Zigaretten und Plastikflaschen erweitert und so steckte ich da inmitten der kleinen aber irgendwie aggressiven Indonesier unter einem Regen aus den erwähnten Gegenständen fest und wurde langsam aber sicher reingepresst.
Einmal durch das Nadelöhr geflutscht ging es dann flüssiger. Ich suchte mir einen Platz weit von der Bühne entfernt und schaute mir das Spektakel der wilden Licht- und Feuerwerkshow, die Gigi ihren mittlerweile gratis und unkontrolliert hineinströmenden Fans bot aus sicherer Entfernung an.

Nicht schlecht, auch musikalisch anders also der hymnenhafte Indorock, natürlich nicht auf jede Menge Schmalz, Herzschmerz und Acousticballaden verzichtend, aber wie gestagt, ich glaube das steht in jedem Veranstaltungsvertrag-

"Klischees, Schleim und jede Menge Cinta werden vom Künstler in ausreichendem Maße bereitgestellt".
Trotzdem rockte und blitzte es, kreischten Gitarren durch die enorme Anlage undsoweiter. Irgendwann schaute ich mich umund sah folgendes:



Die Ränge im Hintergrund sind voll. Das Stadion war bis zum letzten Platz voll, immernoch versuchten hunderte, vieleicht tausende reinzukommen und niemand regelte den Zustrom an Menschen. Im Gedenken an meine kürzlich verstorbene liebe Großmutter entfährt mir bei dem Gedanken daran nur ein DEIWELSCHLACH!
Dieses logistische Fiasko erfassend überkan mich Panik. Schlagzeilen von tausenden totgetrampelten Besuchern in einem Stadion irgendwo in Südostasien in der Bild am Sonntag, unbeachtet auf dem Küchentisch irgendeines deutschten Haushalts liegend, schossen mir in den Kopf und schnell sah ich zu, dass ich die sich mit der letzten Note der Band sicher einschaltende Menschenpresse tunichts verließ.
Auf dem Rückweg kamen mir neben dem endlosen Strom weiterer Kids auch noch irgendwelche Schnickschnack-, Nuss- und Getränkverkäufer entgegen, die ihren Weg mit irgendwelchen sperrigen Holzkarren hineinschafften... und irgendwann war ich schließlich draußen.
Am Ende ist natürlich nix passiert, mein Kumpel konnte nicht begreifen, warum ich das Superevent so früh verlassen hatte, offenbar ausgerechnet eine Minute vor einem wahnsinnig beindruckenden zehnminütigen Schlagzeugsolo... während ich ein Gefühl genoss, dass sich wahrscheinlich auch einstellt, wenn man realisiert, dass man gerade die Flucht aus einem brennenden Öltanker sicher und unverletzt überstanden hat.

Am nächsten Tag bin ich mit ein paar Leuten wieder nach Krakal, diesem geilen Strand zwei Motoradstunden von Jogja entfernt, gefahren und hab da schön in der Sonne rumgeflackt, lecker und in rauen Mengen Fisch und Schrimps gefuttert und bin nen bissl schwimmen gegangen.




Zum Schluss noch eine kleine Erkenntnis, die gestern einem etwas bierseeligen Gespräch mit Philipp entsprossen ist:
Die Eskimos haben ja irgendwie hundertausend Wörter für Schnee, irgendso ein Halbwissen, das wohl auch gar nicht stimmt. Die Indonesier haben jedenfalls drei Wörter für Reis, je nachdem, ob er sich auf dem Feld, im Sack oder gekocht aufm Teller befindet und Deutsch hat analog total viele Wörter für das indonesische teman (mehr oder weniger Freund), je nachdem, wie eng die Beziehung zu dem Teman ist - Bekannter, Kollege, Kumpel, Kamerad, Komilitone, Mitbewohner, Nachbar ...
Und, beeindruckt?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Oh haaa....... Man kann jetzt auch Videos! Gefällt, gefällt!
Da lass ich mich auch nicht lumpen und lass einen traditionell, deutschen Gruss hier.

http://www.youtube.com/watch?v=vAaaAVJr9zg