Samstag, 19. Januar 2008

Malaysia mi Amor


Hier sitze ich nun in meinem fensterlosen 8 Quadratmeter-Zimmer in Kuala Lumpur oder auch KL, wie es von routinierten Südostasienreisenden und anderen Checkern genannt wird.

Die Reise dient einzig und allein dem Zweck, für ein neues Visum einmal Indonesien zu verlassen und wieder einzureisen und weil Air Asia billig nach Achtung KL fliegt, sitz ich nun zum dritten Mal in dieser charmelosen Stadt.

Es gibt in KL die Petronas, die mittlerweile dritt- oder vierthöchsten Türme der Welt.

Ja und das war´s auch schon soweit mit den Großartigkeiten dieser Stadt.

Die Reise war ok. Busverspätung, trotzdem langes Abgehänge in der Halle, wo alle in-gecheckten immer aufs Boarden warten- ein Hort grauenvoller Langeweile. Jedes noch so dämliche Fernseh- und Werbeprogramm wird von den Wartenden dankbar aufgesogen. Ich vertriebt mir heute die Zeit damit, eine amerikanische Familie zu beobachten: früh ergraute große, schlanke Frau, Mitte 40, die irgendwie etwas Akademisches ausstrahlte und gleichaltriger, leicht bierbäuchiger Mann mit Bill Gates Nerd-Gesicht. Drei Söhne zwischen 5 und 12 und eine offenbar adoptierte, asiatische Tochter um die 10. Der Vater lief die ganze Zeit von Kind zu Kind, forderte jedes auf, den Mund zu öffnen und den Kopf in den Nacken zu legen, um sie dann wie ein Vogelpapa mit Wasser zu füttern- Immer strengstens darauf bedacht, dass keiner seiner Sprösslinge die Wasserflasche mit dem Mund berührte.

Ich musste beim Anblick der mich umgebenen Mitreisenden an Lost denken; wie ich mit all den anderen Passagieren die nächsten paar Monate oder Jahre auf einer einsamen Insel verbringen würde und nahm mir vor, in diesem Fall nach ein paar Wochen dem Vogelvater mal die Meinung zu sagen- nämlich, dass ich es gar nicht mag, wenn man Kindern so eine übermäßige Hygiene beibringt und sie bestimmt all mal böse Allergien kriegen, wenn er auch in Zukunft darauf besteht, dass sie nicht gemeinsam aus einer Flasche trinken...mir war ja auch langweilig, da war das schon ein einigermaßen belustigendes Entertainment.

Im Flieger durfte ich mich dann ebenso mit einem leise aber fies furzendem Sitznachbarn wie mit einem durch zwei Sitze durchustenden Blag hinter mir abplagen. Keine Turbulenzen, butterweiche Landung- dufte. Nächste Etappe mit dem Bus in die City wurde durch das seltsame Verhalten zweier Malaysier gewürzt- zunächst der Kartenabreißer, der mir ein anerkenndes Kopfnicken zuwarf, nachdem er aus heiterem Himmel meinen Oberarm zwischen seinem Daumen und Zeigefinger abmaß und mir damit für den Bruchteil einer Sekunde die Illusion bescherte, ich sei ziemlich muskulös- Danke, Kartenabreißer!- und dann so ein blöder Penner, der in blöder-Penner-Manier, die sich vor meiner Abreise nach Indonesien auch in Deutschland schon infektiös bei kleinen Möchtegerngangstern in der KVB verbreitet hatte, den ganzen Bus mit irgendwelchen gar nicht so tollen Tracks durch die noch weniger tollen, aber umso schräpigeren Lautsprecher seines Handys beschallte. So ließ er also irgendsonen chinesischen Schlager auf Heavy Rotation durchs sein Handy plärren, was einfach keinem einzigen Menschen gefallen haben konnte und niemand unternimmt was dagegen. Aber ich werd nen Teufel tun und nach 15 Minuten Aufenthalt in einem fremden Land seine Bewohner zum Überdenken ihres Sozialverhaltens auffordern. Pah!

Sowohl das Flugzeug als auch der Bus waren mal wieder auf eine Temperatur runtergekühlt, bei der Lebensmittel sich länger halten und Tshirt tragende Jungs sich den Arsch abfrieren . Vielleicht war das auch der Grund, warum mein furzender Sitznachbar immer wieder Körperkontakt mit mir suchte. Das Phänomen, dass es vielen Indonesiern nichts auszumachen zu scheint, die ganze Zeit irgendwelche fremden Menschen zu betatschen, ist mir auch schon mehrmals im Kino aufgefallen. Während ich jede zufällige Berührung als Störung empfinde, zu vermeiden versuche und deshalb immer weiter zur Seite rücke, triumphieren die Sitznachbarn durch immer entspannteres Ausstrecken aller Glieder, während sich nackte Unterarme und Füße unentwegt berühren huuuuäää- nix für Vater´s ostwestfälischen Sohn!

Bin nun also in der Pondok Lodge eingekehrt, irgendsonem blöden, aber recht sauberen Backpacker Hotel. Seit Stunden lassen Techno-Beats einer Disko zwei Stockwerke tiefer die Wände des Gebäudes erbeben, weshalb ich gerade trotz fortgeschrittener Stunde kein Auge zu kriege und die belangvollsten der heutigen Belanglosigkeiten für euch durchgehe.

Auf einem kleinen Erkundungsspaziergang hab ich vorhin festgestellt, dass ungewöhnlich viele Mädels an der Straße stehen und bin fast auf eine Ratte getreten. Trotzdem bin ich eigentlich bestens gelaunt, auch wenn sich das vielleicht gar nicht so anhört, habe nur keinen großen Bock auf besoffene Backpacker, weshalb ich gerade nicht in der Technodizze sondern lieber in meinem tollen Zimmer abhänge, dass vom Einrichtungsstil je nach Betrachtungsweise irgendwo zwischen Bauhaus und Justizvollzugsanstalt schwankt wobei ich eher zu letzterem tendiere – Bett, Spiegel, Tisch, Stuhl, Lampe. Very basic, u know.

Den letzten Monat Indonesien habe ich übrigens etwas Besonderes vor. Will noch nicht zu viel verraten, weil ich doch ungelegte Eier so ungern mag… außer dass Roman nächste Woche mit einer Kamera im Gepäck vorbeikommt.

Krasso, jetzt hab ich gerade sogar festgestellt, dass irgendsoein Cafe in der nähe nen W-lan Spot hat, was mir jetzt Internet aufm Zimmer ermöglicht. Hurra!!

Also-bald mehr, gute Nacht!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klingt alles sehr spannend :-P Da um die Central rum ist noch nen nifty Parkanlagendingens wo es Schmetterlings- und Vogelparkviecher gibt. Kann man bei extrem Langeweile mal machen.

Anonym hat gesagt…

Ha,ha kein Bock auf besoffene Backpacker - dann ist es ja gut, dass du auf deinem Zimmer geblieben bist mit deinen Bierchen hihi
Gruß von der Franzi